MAD BUTCHER, SUICIDE

Oberhausen, ResonanzWerk, 22.04.2022

Mad Butcher - Index - live - 2022Endlich geht es wieder los! Im Moment finden endlich wieder viele kleine Konzerte statt, und der Terminkalender in der Freizeitplanung füllt sich wieder. Heute spielen Mad Butcher aus Essen ihre einmalige Reunion-Show, bei der immerhin noch drei der vier Originalmitglieder mit an Bord sind. Ein Support Act ist auf den Plakaten nicht angegeben, dennoch betreten alsbald Suicide – ebenfalls aus Essen – als erste Band die Bühne.    

Suicide - live - 2022Dass ich die Band nicht kenne, muss aber nichts heißen, denn bei Suicide scheint es sich dennoch um eine alte Band zu handeln. Jedenfalls sind alle vier Mitglieder auf der Bühne bereits ergraut und somit definitiv älteren Semesters. So klingt auch ihre zeitlose Musik, deren Riffs mich häufig an Accept erinnern, wenn der Gesang auch eher im traditionellen Hard Rock-Bereich angesiedelt ist. Die Stimmung in der gut gefüllten Halle ist jedenfalls schon gut. Nach einer halben Stunde ist bereits Schluss, und es gibt eine längere Umbaupause. Als Anheizer kommen Suicide heute jedoch gut an.     

Mad Butcher - live1 - 2022Der Headliner Mad Butcher spielt heute zum vierzigjährigen Jubiläum zwei Sets mit je fünfundvierzig Minuten Spielzeit. Als Intro wird Serienmusik aus den Achtzigern eingespielt, zum Beispiel „Denver Clan“ und „Raumschiff Orion“. Frontmann Harry Ellbracht übernimmt heute nur den Posten des Sängers. Seinen Basspart spielt ein gewisser Nihil Bexter, der früher mal bei den Black Metallern Mor Dagor war, sich aber heute dezent im Hintergrund hält, damit die drei Originalmitglieder besser in Szene gesetzt werden. Sänger Harry Elbracht bewegt sich viel, spielt Luftgitarre, betont Anschläge mit dem Mikrofon mit und erzählt zwischendurch viele Anekdoten von früher, und das häufig mit viel Humor. Zwischendurch hat man das Gefühl, einen Stand Up-Comedian live zu sehen. Dies sorgt aber für gute Partystimmung im Publikum, das zum Teil von weit her angereist ist. So finden sich heute unter den hundertsechzig Zahlenden neben Thrash Metal-Szene-Urgesteinen wie Ventor (Kreator) oder Peppi Dominik (ex-Sodom) auch Leute aus Dresden, Magdeburg, den Niederlanden und sogar aus Schweden. Und die feiern Mad Butcher heute gehörig ab. Auch wenn alles am Anfang noch etwas holprig klingt, spielt sich die Band im weiteren Verlauf warm. „Ich kenne Musiker, die sich beschweren, dass sie wegen Corona zwei Jahre lang nicht live spielen konnten. Wir haben dreißig Jahre nicht mehr live gespielt.“, begrüßt Harry das Publikum nach dem Opener „On The Stage Tonight“. Danach spielt man allerlei Songs der vier erhältlichen Tonträger. Neben den beiden regulären Alben „Metal Lightning Attack“ (1985) und „Metal Meat“ (1987), werden auch das Demo „Eat The Rat“ von 1983 und das von 1990 stammende, erst 2020 veröffentlichte dritte Album „For Adults Only“ berücksichtigt. Auf dem Backdrop werden viele alte Bandfotos und Konzert-Flyer projiziert, wo sie unter anderem mit Bands wie Sinner, Faithful Breath oder Axe Victims zusammen gespielt haben.

Mad Butcher - live2 - 2022Und die Band hat richtig Bock. Zwar lehnt sich der stets lustige Grimassen ziehende Schlagzeuger Rainer Gollan aufgrund seines kaputten Rückens immer ans Backdrop, verfehlt auch mal den einen oder anderen Beckenschlag und lässt auch mal im besten Charlie Watts-Stil den dritten Hi-Hat-Schlag weg, wenn die Snare kommt, aber das tut der Freude keinen Abbruch, denn im Laufe des Gigs rollt es, und die Band nimmt an Fahrt auf. Besonders Gitarrist Rolli Borchert fudelt, was das Zeug hält und ist richtig gut drauf. „Speed Of Light“ am Ende des ersten Sets wird endlos mit seinem Soloteil in die Länge gezogen, bevor es in die Pause geht, die Sänger Harry oben auf der Tribüne verbringt, und von dort aus auch die ersten Töne von „Breaking The Law“ singt, das spontan angestimmt wird, als die Band bereits wieder auf der Bühne steht. Weiterhin merkt man Mad Butcher an, dass sie nach so vielen Jahren sehr viel Spaß heute haben. Das Publikum macht bis zum Schluss mit, was man wohl von früher nicht so gewohnt ist. Die Party geht gegen Mitternacht zu Ende, und es gibt anschließend noch ein Meet & Greet am Merchandise-Stand und Metal-Klassiker aus der Konserve. Ob und wie es mit Mad Butcher weitergeht kann man noch nicht sagen, aber ich denke bei dem heutigen Erfolg nicht, dass es bei dieser Eintagsfliege bleiben wird.    

Setlist: On The Stage Tonight, Rockshock, Freewind, U Can´t Stand It, Eat The Rat, Children Of Tomorrow, Edge Of The World, Burn It Down, Speed Of Light; Breaking The Law (Judas Priest-Cover), Flesh In The Night, Fearless Heartless, Run For Your Life, Zero Talk, Drivin´ Drivin´, In The City, Livin´ In Sin, Night Of The Wolf, Mad Butcher  



Autor: Daniel Müller - Pics: Marco van Empel