Hat etwas gedauert, bis der achte Raudi rauskam. Diesmal gibt es auf fünfundsiebzig Seiten wieder viel Lesenswertes aus der Welt des Punkrocks und der gepflegten Skinhead Szene. Zum Zine gibt es noch die nagelneue „Welcome To Paradise“ CD der großartigen The Roadblocks aus dem Hause Mad Butcher und den ebenso guten Silberling „Words And Action“ von Sidekick (Dead Serious) dazu. Neben den üblichen Besprechungen, vielen kleineren Artikeln und Interviews sind hier die größeren Berichte mal als Schwerpunkte der Nummer Acht genannt. Zum einen die sehr viel Achtung und Unterstützung verdienende Vorstellung von Heikos „Rollstuhl-Erlebnisreisen GIAMBO“. Hut ab vor dieser tollen Sache! Zum anderen das mehrseitige Frage und Antwortspiel im netten Plauderton zur Lebensgeschichte von einen der nettesten Menschen die ich kenne, Punkrockurgestein Ralle (Mitbegründer von Rawside, Basser bei den Troopers, und aktuell bei Frontalangriff aktiv).

Weitere Eckpunkte sind auf jeden Fall das Interview mit der leider aufgelösten Wiesbadener Anti-Faschist Oi! Band Snob City Boys, die einige sehr schön reflektierte Statements von sich geben, oder die Geschichte, beziehungsweise Label Vorstellung mit Marcel und Luigi, den Machern von Demons Run Amok Entertainment. Wie immer Klasse sind auch Ugly´s „unsortierte Gedankenfragmente“, wo sehr schön das Thema „Kulturelle Aneignung“ in Bezug auf die megapeinlichen Auswüchse rund um die „Dreadlock Diskussion“ kommentiert wird. Hier hat sich ja nicht nur die „Fridays For Future“ Bewegung (mal wieder) richtig ins Aus geschossen. Der Umgang mit diesem Thema zeigt deutlich, dass Mensch nicht jeden Scheiß, der aus dem Land der unbegrenzten Unmöglichkeiten kommt, völlig unreflektiert übernehmen und breittreten sollte.

Ugly´s letzter Absatz dazu spricht mir da aus der Seele, Danke! Ebenso gut ist die Auseinandersetzung „Wirkung von Sprache auf Sein und Bewusstsein“. Hier macht Ugly seine eigene Analyse (die ich weitestgehend unterschreiben kann) zur Ursache und Wirkung von Sprache, deren Veränderung und Wandel, sowie deren (manipulativen) gesellschaftlichen Einfluss. Auch der kurze historische Kontext von Sprache und deren Entwicklung, gerade auch in Hinblick auf die nach wie vor männlich geprägte Dominanz von Sprache in unserer Gesellschaft kommt gut rüber und ist wie der ganze Artikel angenehm unaufgeregt zu diesem meist hoch emotional geführten Thema – Ich werfe einfach mal das Wörtchen „Gendern“ in den Raum und warte auf die übliche Empörung und gegenseitige Zerfleischung der Pro- und Contra Seite…

Das "Rauditum" ist weiterhin eine Pflichtlektüre auf hohem Niveau, die durchaus mal auch bei schwierigen und/oder unangenehmen Themen klar Stellung bezieht, ohne in eine intolerante Rechthaberrolle zu verfallen, was bei anderen Fanzines und Szenemagazinen mittlerweile öfter mal übel aufstößt.

Note: Keine Wertung
Autor: Frank Billek

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